Medizinische Hypnose
Bei fast allen Erkrankungen ist unsere Psyche mit beteiligt. Oftmals werden durch falsche Programmierungen im Unterbewusstsein die Beschwerden und Krankheitsbilder unterhalten oder intensiviert. Hier kann die medizinische Hypnose helfen.
Geschichte der Hypnose
Frühe Formen der Hypnose waren schon bei den Sumerern, dem wahrscheinlich ältesten Kulturvolk, zu finden. Dort wurde mithilfe von bestimmten Instruktionen ein Schlafzustand erzeugt, der heilsam wirkte. Sogar in den Hieroglyphen der alten Ägypter kann man Hinweise auf hypnotische Ausübungen finden. Auch in dem bedeutendsten Epos der Hindus, findet man deutliche Hinweise über den Gebrauch von Hypnose – und dieser ist sage und schreibe 3000 Jahre alt. Generell gesagt, kann man in fast allen Kulturformen hypnotische Techniken entdecken. Auch bei den Naturvölkern gibt es eindeutige Hinweise auf hypnotische Anwendungen.
Im Laufe der Zeit entwickelten sich die jeweiligen hypnotischen Anwendungen stetig weiter, wobei es unzählige Praktiken, Definitionen und Erläuterungsmodelle gab.
Was ist Hypnose
Hypnose ist ein Entspannungszustand (Trance) mit veränderter Bewusstseinslage und Wahrnehmung, mit deutlichen Veränderungen im Körper und im Gehirn, die ihn vom Schlaf und vom Alltagsbewusstsein unterscheiden. Durch die Einleitung einer hypnotischen Trance wird die Aufmerksamkeit in besonderer Weise gebündelt, so dass Erinnerungsbilder, Zukunftsvorstellungen und körperliche Vorgänge intensiv erlebt werden. Gleichzeitig können störende Reize leichter ausgeblendet werden. In diesem Zustand kann der Patient durch therapeutische Suggestionen positiv beeinflusst und behandelt werden. Zuerst werden Blockaden und falsche Programme geändert oder gelöscht, danach positive Programme, welche die Heilung begünstigen sollen, gesetzt und verankert. In der Hypnose hat der Patient i.d.R. die Augen geschlossen und ist in einem Zustand der völligen Entspannung. Er hört und versteht alles, denkt und arbeitet geistig aktiv mit. Der Patient ist also stets bei vollem Bewusstsein - gegen seinen Willen kann nichts geschehen. In der Hypnose verändert sich nachweisbar die Arbeitsweise des Gehirns. Im Zustand hypnotischer Trance werden Lern- und Erinnerungsprozesse außerhalb der bewussten Wahrnehmung angesprochen und die bildliche Verarbeitung gefördert. Die imaginierten Bilder gewinnen in Trance an innerer Realität.
Wer bei dem Wort Hypnose an eine Showhypnose denkt und Angst vor Willenlosigkeit und Manipulation empfindet, kennt nur das kommerzialisierte und effektheischende Zerrbild der Hypnose, das auf einer unglücklichen Mischung von autoritärem Gehabe und Show beruht. Bei der medizinischen Hypnose dagegen geht es darum, aus dem Unbewussten des Patienten Selbstheilungskräfte und Ressourcen zu mobilisieren, die ihn befähigen, auf sein Leben wieder mehr Einfluss zu nehmen, Blockaden besser zu bewältigen und seelische Schwierigkeiten lösen zu können.
Moderne Definition der Hypnose
Die Hypnose ist eine anerkannte Form der Psychotherapie, in der verschiedene Techniken in einem Dialog mit dem Unbewussten stehen. Die Hypnosetherapie ist ein Zusammenspiel zwischen dem Therapeuten und dem Patienten und benötigt ein stimmiges Vertrauensverhältnis. So kann es dem Patienten leichter gelingen, blockierende und falsche Programme reduzieren oder loslassen zu können. Befreiende und positive Vorstellungen können mithilfe der eigenen Potentiale (Ressourcen) aktiviert werden.
Indikationen für die Hypnose
- Raucherentwöhnung
- Gewichtsabnahme
- Ängste/Phobien (Flugangst, Prüfungsangst, Spinnenphobien, etc.)
- Zwänge
- Reizdarmsyndrom
- Fibromyalgie
- Spannungskopfschmerzen
- Psychische Verstimmungen/Depressionen
- Suchtkrankheiten
- Sprechstörungen
- Steigerung des Selbstwertgefühls
- Stressabbau
- Schlafstörungen
- Chronische Schmerzen
- Neurodermitis
- Belastungsstörungen
Unterstützung zur Hypnosetherapie
- Akupunktur
- Injektionen in Ohrakupunkturpunkte, mit individuellen Arzneimitteln
- EFT-Klopfakupressur
- Herz-Raten-Variabilitätsmessung (HRV-Messung)
- Biofeedback (HRV-Biofeedback)
Die häufigsten Missverständnisse über Hypnose
Ich erlebe in meiner täglichen Praxis immer wieder, dass viele Menschen falsche oder überzogene Vorstellungen von Hypnose haben. Das bleibt natürlich nicht aus, wenn man in den Medien die Arbeit der Showhypnotiseure oder verzerrten Darstellungen von Hypnose in Filmen anschaut. Dies führt oft zu Missverständnissen, die ich hier genauer erläutern möchte.
Ein lustiges Beispiel: Lassen Sie doch mal einen Showhypnotiseur in eine Bank gehen. Bei einem Vieraugengespräch mit dem Direktor soll er einfach mit seinen Fingern schnipsen, der Direktor schließt seine Augen und fällt sofort in eine tiefe manipulierbare Trance. Er suggeriert ihm dann, dass er 5 Millionen auf sein Konto überweisen soll und wenn er die Augen wieder öffnet, sich an nichts mehr erinnern kann. Wäre doch schön, oder? Aber wie sieht die Realität wirklich aus? Wenn es so einfach möglich wäre, bräuchte der - manchmal unausgebildete - Showhypnotiseur nicht in einer fragwürdigen Veranstaltung manipulierend auftreten, oder? Wenn man mit nur einem „Fingerschnips“ Menschen vollkommen beeinflussen oder heilen könnte, wäre diesem „Therapeuten“ der Nobelpreis sicher. Die Realität sieht aber ganz anders aus.
Sie können ja selber mal den Versuch wagen, sich durch einen Showhypnotiseuren „heilen“ zu lassen. Sie würden überrascht sein, wie dieser Versuch zum Scheitern verurteilt ist.
Wenn Sie sich von den typischen Klischeevorstellungen über die Hypnosetherapie lösen können, dann wird es Ihnen helfen, sich der medizinischen Hypnosetherapie öffnen zu können.
Irrtum Nr. 1: Hypnose ist Zauberei:
In den Medien wird die Hypnosetherapie oftmals als „Zauberei und willenlos-machendes-Instrument“ dargestellt. In Wirklichkeit ist die Hypnose in der modernen Medizin und Psychotherapie eine wissenschaftlich fundierte und gesetzlich anerkannte Methode. Mit Hilfe der Hypnosetherapie kann man effektive Techniken und Methoden entwickeln, die einem helfen können, gezielte Veränderungsprozesse in Gang zu setzen. Es ist nachweisbar, dass sich in einer hypnotischen Trance die Gehirnwellen verändern - was neurologisch messbar ist. In diesem Zustand hat man einen besseren Zugang zu Gefühlen, eigenen Fähigkeiten und positiven Erinnerungen. Diese sogenannten Ressourcen können zur Lösung eines Problems aktiviert werden. In der Hypnose können Sie also nicht nur auf das bewusste Wissen, sondern können auch auf das gesamte und umfassende Wissen Ihres Unterbewusstseins zurückgreifen.
Irrtum Nr. 2: In einer Hypnose ist man vollkommen bewusstlos, dem Hypnotiseur gänzlich ausgeliefert und willenlos – es wird dann alles gemacht, was einem suggeriert wird.
Die Vorstellung, dass man in einer Hypnose nichts mitbekommt und sich danach an nichts mehr erinnern kann, ist Gott sein Dank grundsätzlich falsch. Den hypnotischen Zustand nimmt man immer ganz bewusst wahr, man ist bei vollstem Bewusstsein und hat die volle Kontrolle über sich. Man lässt nur das geschehen, wenn es für einen selbst gut und stimmig ist. In Hypnose kann nichts gegen seinen Willen geschehen. Wenn Sie das, was der Hypnosetherapeut Ihnen sagt nicht umsetzen wollen, dann wird gar nichts geschehen. Es wird nur das umgesetzt, was Sie auch wirklich wollen.
Irrtum Nr. 3: In Hypnose ist man vollkommen manipulierbar.
In der medizinischen Hypnosetherapie geht es nur darum, Ihre persönlichen Wünsche zur Entfaltung zu verhelfen. Mit Manipulation hat das Ganze gar nichts zu tun. In Hypnose ist nur das programmierbar, was Sie auch wirklich wollen. Deshalb werden vor einer Hypnosetherapie genauestens Ihre eigenen Ziele klar definiert, persönliche Ressourcen herausgearbeitet und ein stimmiges Konzept ausgearbeitet.
Irrtum Nr. 4: Mit einem Fingerschnipsen sind alle Probleme gelöst.
Wenn das so einfach gehen würde, wäre es schön. In der Realität ist das natürlich nicht möglich. Wenn dies ein Showhypnotiseur wirklich könnte, dann hätten wir keine Probleme mehr. Die Showhypnose ist einfach nur eine gut geplante Show. Die medizinische Hypnose ist vielmehr ein Prozess, der die aktive Mitarbeit, den Willen und die Motivation des Patienten erfordert. Wenn ein Problem über mehrere Jahren besteht, kann man es selten mit einer einzigen Sitzung lösen – das schafft keine mir bekannte Psychotherapie. Um wirklich dauerhafte und tiefgreifende Veränderungen bewirken zu können, bedarf es meistens einiger Sitzungen – das ist individuell verschieden. Aber verglichen mit anderen anerkannten Therapieverfahren, ist das meist ein sehr geringer Aufwand.
“Wenn es unmöglich ist, dann müssen wir es eben hypnotisch machen.” (Zitat von Dr. Richard Bandler, Begründer des NLP)